Es ist an der Zeit und notwendig hier ein klirrend-lautes Gitarrensolo anzusetzen!
Genau dort stimmt dieses Buch ein.
Mit Daniel Korth und Ümit Mericler nehmen sich zwei Autoren *endlich* – und meiner Meinung nach – dankenswerterweise des Themas an!
Daniel Korth ist u. U. durch sein Pseudonym „Finanzrocker“ ein Begriff. Schon vor einigen Jahren hat er sich des Themas angenommen und mit „Jetzt rocke ich meine Finanzen selbst!“ den Grundstein gelegt, um u. a. mit seinem Finanzrocker-Podcast solo oder im Duett mit einem kongenialen Partner, Alfred Warnecke (auch bekannt als „Finanzwesir“), wichtige Aufklärungsarbeit rund um Finanzen und Vermögensaufbau zu betreiben.
Sein Co-Autor Ümit Mericler ist als Journalist und Autor ebenfalls kein Unbekannter, wenn auch mehr im Mac-Umfeld, u. a. durch seine geniale „MacBibel“ und zahlreiche Publikationen in Mac-Fachmagazinen.
Ich gebe es vorab zu, ich bin ein Fan des Finanzrockers, da er mich bereits vor einigen Jahren „angesteckt“ hat und „schuld“ ist, dass ich meine Finanzen komplett auf links gedreht, neu aufgestellt habe und „selber rocke“.
Wenn man jedoch jetzt annimmt, dass meine Rezension vorbelastet ist und nur positiv als 0815-Mainstream-Pop ausfallen kann, weit gefehlt!
Als ich vor gut 3 Jahren meine Finanzsituation analysiert habe – und im Kontext dieses Buches jetzt konstatieren muss, dass ich ganz klar ein (noch mieserer) „Tom“ war! – habe ich folgende Dinge festgestellt:
* SO kann es nicht weitergehen – raus aus dem Blues!
* DU kannst das alleine – zumindest im 1. Step – lass es rocken!
* Du hast plötzlich SPASS an dem Thema – her mit dem Konzert gleichem Pyro-Feuerwerk!
* (und nach dem Lesen des Buches) WO war ein solche Buch, als ich es brauchte?
Innerhalb von 12 Monaten habe ich mir alle wichtigen Literaturergüße zu dem Thema Vermögensaufbau und passives Investieren besorgt und gelesen: mehr als 2 Dutzend Bücher, in Deutsch und Englisch, vom Finanzrocker, dem Finanzwesir über Gerd Kommer als auch von Bogle, Malkiel bis hin zu Graham und Bernstein (nein, nicht der Komponist!). Auch vor Podcasts – insbesondere die von Korth und Warnecke – waren nicht vor mir sicher. Es war etwas so als wenn man ein Mash-Up von Iron Maidens „Can I play with madness“ mit „The Seventh Son of the Seventh Son“ hört und nicht anders kann, als es in der Endlosschleife laufen zu lassen und laufen zu lassen und laufen zu lassen…
Somit war es für mich ein Muss, dieses Buch zu erwerben und durchzuarbeiten.
Und los gings:
Da ist Tom. Tom ist 29 Jahre alt. Lange Haare, Gelegenheitsjobber, Mitglied einer Trash-Metal-Band. Geld interessiert ihn nicht, doch ist er frustig-ge-blues-ed ob seines Dauerpleiteseins.
Wie solle es anders sein, es kommt der Moment, in dem sich ein Tag zum Schicksalstag entwickelt. Wenig motiviert rockt er zum Klassentreffen um alte Bekannte wiederzusehen. Doch statt spaßiger Gitarrenklänge bekommt er von jenen ein niederschmetterndes Drumsolo nach dem anderen um die Ohren gehauen. Seine ehemaligen Schulkollegen sind das genaue Gegenteil: erfolgreich, teils glücklich, finanziell gesichert. Ähnlich bizarr klingender Opernarien bombardieren sie Tom mit Themen, Fachbegriffen und Zielen zu finanziellen Themen. Tom versteht nur Bahnhof, also nix, als wenn die E-Gitarre nicht am Verstärker angeschlossen ist.
Doch Tom hat zwei Vorteile, die er nutzt:
* Er springt auf die Themen auf und
* er redet mit den richtigen Leuten!
So begibt sich Tom auf seine Reise und es wird ein „long train running“:
Erster Halt ist das Thema Schulden, Abbau, Umschuldung und er lernt, wie wichtig es ist, die unterschiedlichen Arten zu kennen, auseinander zu halten und zu beachten – Konsumschulden sind mies!
Weiter geht es Geld mit dem Ausmisten unnötiger Dinge zu machen. Vom klassischen Flohmarkt geht es bis zu Amazon / ebay & Co mit Stopp bei Ankaufplattformen. Sein Interesse steigt und er erfährt wie er Alibaba und Amazon FBA für Ideen und sich nutzen kann.
Wie beim Wechseln der Alben einer Lieblingsband ist es auch beim Wechsel der Themen: Tom nimmt viel für sich und die nächsten Schritte mit.
Es folgt ein längeres Solo rund um Aktien und Aktienstrategien. Gefolgt von Ballandenpassagen mit Bullen und Bären. Nur um wieder in ein Uptempo mit Anliehen, Fonds und ETFs zu wechseln.
Der nächste Stopp ist ein Saitenwechsel rund um P2P-Kredite. Ich persönlich habe in diesem Kapitel viel Neues gelernt, obwohl ich mich schon mal ein bisschen mit dem Thema auseinander gesetzt habe.
Was folgt sind interessante Zusatzkonzerte mit den Themen „Immobilien“ und „Gold“. Erstes Thema kommt mir etwas zu positiv weg, wenn es um das Eigenheim geht. Vermisst habe ich Informationen zur Anlage in Immobilien-Fonds und -ETFs, wie REIT.
Wie in einem epischen Song zieht auch das Ende des Buches das gute Niveau noch weiter hoch. So wird die Erzielung passiven Einkommens und auch das immer mehr in Mode kommende Crowinvesting und -funding aufgegriffen und zeigt gute Ideen auf.
Den Abschluss bildet die EP „Mindset“. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob das Thema als Abschluss gut gesetzt ist – intuitiv hätte ich es am Anfang erwartet. Nach dem ich mit dem Buch fertig war, muss ich sagen: Genau richtig so! Der Leser wird mit Tom auf die Reise genommen. Durch die vielen Stationen erlebt man schon den Wandel von Tom und damit auch seiner Einstellung, also dem Mindset, mit. Daher bietet dieses Kapitel genau den richtigen Abschluss.
Die beiden letzten Bonus-Tracks („Neue Horizonte“ und „Epilog im Aufnamestudio“) bilden ein rundes Ende einer knapp 280 Seiten langen Reise. Wie in einem guten Roman zeigt es ein tolles „Happily ever after“ – denn nun ist Tom derjenige, der seine Erfahrungen weitergeben darf.
Sehr schön finde ich, dass die Autoren die letzten gut 30 Seiten für einen Anhang nutzen, um weitere Empfehlungen wie z. B. Blogs, Webseite als auch Podcats zu geben. Der Punkt auf dem I wäre hier gewesen, wenn man die Empfehlungen der Kapitel noch einmal aufgenommen hätte, denn so muss ich nun eine Suche durch die Kapitel starten.
Der Schreibstil ist leicht und locker. Das Buch liest sich gut und schnell, ist dabei unterhaltsam – teils witzig – und lehrreich OHNE ein „Finger-erheben-Sachbuch“ zu sein. Lediglich die „Sprache“ der Figuren ist für mich zum Teil anstrengend und eine Spur zu klischeehaft überzogen gewesen. Dieses ist jedoch Geschmackssache. Es macht die Figuren auf jeden Fall „echter“ und hat mich ein ums andere Mal zum Lachen gebracht.
Was das Buch zudem auszeichnet, ist, dass es neben vielen wichtigen theoretischem Wissen nicht mit praktischen und nachvollziehbaren Beispielen geizt. So sind alle Themen lehrreich und zeigen dem Leser auch wie es geht bzw. gehen kann. Dabei verlieren die Autoren glücklicherweise nicht aus dem Blick auch die vorhandenen, teils gravierenden Nachteile aufzuzeigen – einzige Ausnahme ist das Immobilienkapitel.
Des Weiteren führen die Autoren zu jedem Kapitel weiterführende Informationen, Links und Buchtipps an, was das „Weiterstöbern“ erleichtert. Man fühlt sich nach jedem Kapitel etwas wie auf einem Konzert, wenn die Zugaben laufen. Hier sind auch zwei kleine Kritikpunkt versteckt: a) so schön es ist, Buchempfehlungen zu bekommen, eins bis zwei kleine Infosätze zu den Buchempfehlungen wären hilfreich, denn nicht immer ist der Buchtitel aussagekräftig genug und b) wären diese Informationen auch im Anhang gut aufgehoben – siehe oben.